Nicole ganz privat: „Danke Julia“ Ein Dankeschön anlässlich des internationalen Hebammentages!
Aus Liebe kann etwas ganz wundervolles entstehen… neues Leben!
„Ein Kind ist sichtbar gewordene Liebe!“
Anlässlich des internationalen Hebammentages am 05.05.2019, möchte ich euch mit ein paar persönlichen Worten aufzeigen, wie wichtig der Beruf der Hebamme und dessen Erhalt für die Zukunft ist.
Meine liebe Julia,
ich schreibe dir diese Zeilen, welche du vermutlich nie lesen wirst… und dennoch schreibe ich sie. Es gibt so viel was ich dir nochmal sagen möchte.
Wie oft haben wir uns über deine Arbeit als Hebamme unterhalten. Rund 80 Prozent der Hebammen arbeiten, so wie du, selbständig; manche arbeiten noch zusätzlich als Beleghebamme in einer Klinik. Neben den monatlichen Besuchen beim Gynäkologen seid ihr unsere ersten Ansprechpartner. Für mich ist die Hebammenarbeit nicht „nur“ die Arbeit einer Fachperson, sondern vielmehr ein besonderer Prozess der Beziehungsarbeit; nämlich die enge Begleitung der Familienbildung. Wir dürfen nicht vergessen, in wenigen Monaten entsteht neues Leben, unser Körper schafft etwas so Großartiges und Wundervolles; meistens von ganz alleine. Von daher sollte diese Umbruchphase des neuen Lebensereignis während der Schwangerschaft und Geburt nicht nur von einer fachkundigen Person (Hebamme) begleitet werden, sondern vielmehr von einer Person, bei der man ein gutes Bauchgefühl hat, bei der man sich aufgehoben fühlt, eine Person mit der man für eine gewisse Zeit eine enge Beziehung eingeht! Viele Schwangere werden in dieser Phase von den unterschiedlichen Emotionen begleitet, verspüren Aufregung, haben Ängste und Gefühle wie Freude, Liebe, Vertrauen oder Sorgen in sich. Genau aus diesen Gründen brauchen sie Menschen wie euch, die Hebammen, mit denen sie über diese ganzen Gefühle sprechen können, die ihnen einen Blick zuwerfen und sagen: Du machst das richtig und alles wird gut! Vor allem brauchen sie in dieser Phase einen Menschen, der sie liebevoll an die Hand nimmt und sie bei dem Prozess „gute Eltern zu werden“ begleitet.
Es gibt so viel was ich dir sagen möchte, allerdings sollen meine Worte auch an alle anderen engagierten Hebammen gehen, die uns Frauen tagtäglich unterstützen, uns bestärken und auffangen, uns auf Situationen vorbereiten, egal was kommen mag.
Ich bin fest davon überzeugt, dass die Hebammenhilfe in unserer Gesellschaft leider erst dann richtig anerkannt wird, wenn verstanden wird, dass die beste technische Ausstattung nicht allein für die Gesundheit verantwortlich ist, dass zudem auch psychische Faktoren eine enorme Rolle spielen. Ich würde behaupten es ist vielmehr ein Zusammenspiel von beiden. Wenn mehr Familien während dieses Prozesses durch euch Hebammen begleitet werden würden, vielleicht sogar über eine gesetzliche Regelung, habt ihr eine Möglichkeit, die gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung, welche euch meiner Meinung nach für euren Beruf zusteht und so wichtig ist, auch zu erhalten.
Ja liebe Julia, du siehst vieles von dem worüber wir gesprochen haben, hat sich nach diesen zwei Schwangerschaften nicht verändert; meine Wertschätzung an dir und deiner Arbeit. Ich erinnere mich noch genau an das erste Mal, als ich den positiven Schwangerschaftstest in der Hand gehalten habe. Ein blasser Strich, der eine unendliche Angst in mir auslöste, Angst vor dem was passiert, vor der Verantwortung, Angst niemanden an der Seite zu haben, der mich und meine Gefühle versteht…Und dann war mir schnell klar, ich brauche Sicherheit. Da ich damals noch bei der Krankenkasse gearbeitet habe, wusste ich, dass Schwangere auch in den ersten Wochen die Möglichkeit haben Kontakt mit einer Hebamme aufzunehmen. Wir machten uns also auf die Suche nach dir. Ich wusste zwar was ich suche, aber ich war mir nicht sicher ob ich es auch wirklich finden würde.
Nach dem Gespräch mit meiner Gynäkologin stand ziemlich schnell fest, dass ich in einer Klinik entbinden muss, die über ein Perinatalzentrum verfügt, da ich als Risikogebärende eingestuft wurde. So hatte ich noch weniger Vertrauen in mich und meinen Körper. Über die Geburtsklinik habe ich einen Flyer der verfügbaren Hebammen erhalten. Als ich dein Bild gesehen habe, wusste ich, du bist es. Ich kann gar nicht genau sagen was es war, aber dieses Bauchgefühl hätte nicht klarer sein können. Voller Hoffnung auf ein freies Plätzchen für uns, hatten wir Glück….
Vor unserem ersten Termin war ich unfassbar aufgeregt. Wirst du uns durch dieses wundervolle Abenteuer begleiten? Passt die Chemie zwischen uns? Tausend Fragen hatte ich… Und dann kam der große Moment, das erste Treffen. Als du zur Türe hereinkamst hatte ich das Gefühl „das passt“. Dich an meiner Seite, das wäre schön. An diesem ersten Kennenlernen haben wir sehr lange miteinander gesprochen. Du und ich und mein Ehemann. Dieses Gespräch war voller Emotionen, geprägt von Freude, Angst und Unsicherheit und an der einen oder anderen Stelle kullerten auch ein paar Tränen, Tränen der Freude und Erleichterung. Mit einer Ruhe und Gelassenheit hast du mir zugehört, mir Mut gemacht, hast mir meine Ängste genommen, mich bestärkt und unterstützt. Jedes deiner Wörter war Balsam für meine Seele. Ich fühlte mich jederzeit von dir ernstgenommen, sicher und geborgen. Von diesem Moment an wusste ich, dass ich die beste Unterstützung an meiner Seite habe. Und dann gab es Momente in meiner Schwangerschaft, da überkam mich doch ein wenig Unsicherheit oder auch Angst… und dann warst du immer für mich da, hast es geschafft all meine Gedanken zu relativieren.
Du hast es möglich gemacht, dass ich meine Schwangerschaft an vielen Stellen genießen konnte. Und das tat ich auch. Ich genoss mich und meinen schönen Bauch. Ich liebte meine Rundungen und ich liebte diesen wunderschönen Bauch. Dazu kam dieser schöne Sommer. Und dann kam der Moment, der Tag, an dem unsere kleine Tochter geboren wurde. Manchmal kommen die Dinge dann doch anders als man denkt. Selbst darauf hast du uns vorbereitet. Du bist selber Mutter und weißt genau von was ich spreche.
Weißt du eigentlich wie kostbar deine Arbeit wirklich ist? Wie großartig, wie wichtig? Du bist eine Hebamme aus Leidenschaft, aus Überzeugung und hast großartige Arbeit geleistet!
Vermutlich weißt du gar nicht, dass du während dieser Zeit eine Freundin für mich gewesen bist und zugleich meine Seelentrösterin und Motivatorin. Dein Beruf ist so unendlich wichtig und das für uns alle. Voller Bewunderung und Anerkennung ziehe ich den Hut vor dir als Mensch und vor deiner Arbeit. Ich kann dir meine Dankbarkeit kaum in Worte fassen.
Dann kam der Moment, an dem es Abschied nehmen hieß – gar nicht so einfach – da du uns eineinhalb Jahre begleitet hast und wir mehrmals die Woche Kontakt miteinander hatten.
Julia, du bist eine ganz besondere Frau, ein großes Vorbild! Du hast uns als Familie so viel gegeben. Dafür möchte ich Danke sagen! Und danke dafür, dass du uns auch ein zweites Mal bei unserem kleinen Sohn so voller Liebe begleitet hast.
Deine Nicole